Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 8. Januar 1999

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"Wie weit darf Sicherheit gehen? / Experten der Koalition sprechen heute über mögliche Verschärfungen des Polizeigesetzes
Die Sicherheitsexperten der Koalition treffen sich heute mit Innensenator Eckart Werthebach (CDU) zu einem Gespräch über von der CDU gewünschte Verschärfungen des Berliner Polizeigesetzes. ... Konsens herrscht eigentlich nur über die Einführung 'lagebildabhängiger Kontrollen' auf den Straßen und Plätzen Berlins. ... Streit haben die Koalitionäre dagegen in folgenden Punkten:
- Die CDU will Aufenthaltsverbote für potentielle Straftäter auf öffentlichen Plätzen. ...
- Die von der CDU geforderte Videoüberwachung von Kriminalitätsbrennpunkten wie dem Breitscheidplatz lehnt SPD-Mann Lorenz rundweg ab. ...
- Ablehnen wird die SPD nach den Worten ihres innenpolitischen Sprechers auch die Ausweitung des 'Unterbindungsgewahrsams' auf vier Tage. ...
Falls die SPD einzelnen Änderungen des Polizeigesetzes zustimme, werde dies nur mit 'zeitlicher Befristung und jährlicher Berichtspflicht zur Erfolgskontrolle' geschehen, kündigte Lorenz an." Welt 8.1.99 S. 34

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"Chip-Tickets gibt es erst im Herbst / 25 000 Berliner machen mit
... Rund 25 000 Berliner sollen die Chipkarten, die die Papier-Fahrscheine ab Sommer 2000 ersetzen, drei Monate lang erproben. ... In den Bahnhöfen und Fahrzeugen werden insgesamt rund 350 Terminals aufgestellt, an denen sich die Ticketinhaber ein- und auschecken sollen." BerlZtg 8.1.99 S. 21

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"Schily setzt auf die Verhinderung von Verbrechen / Bundesinnenminister hält die Gesetze für ausgeschöpft
Die rot-grüne Bundesregierung wird ihre Politik im Bereich der inneren Sicherheit stärker auf die Verhinderung von Straftaten ausrichten. Die Möglichkeiten des Staates, der Bedrohung des Rechtsfriedens durch neue gesetzliche Instrumentarien zu begegnen, ist nach den Worten von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) erschöpft. ... Technischer Fortschritt Als Beispiel für den technischen Bereich nannte Schily die Debatte um die Verschlüsselung der Kommunikation im Internet. ... 'Ich habe lernen müssen, daß man die Verwendung kryptografischer Verfahren praktisch nicht kontrollieren kann', sagte Schily. Kontrollieren lassen würden sich nur die ohnehin Ehrlichen. Daher müßten andere Schwerpunkte gesetzt werden, etwa durch die 'Streifengänge' der Polizei mit entsprechender Software im Internet." BerlZtg 8.1.99 S. 6

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"Aufbewahrungsfristen deutlich verlängert
Entgegen vielen Veröffentlichungen ... ist die Verlängerung der steuer- und handelsrechtlichen Aufbewahrungsfristen bereits am 24. Dezember 1998 in Kraft getreten. ... Damit sind alle Bücher und Aufzeichnungen, Inventare, Jahresabschlüsse, Lageberichte und Eröffnungsbilanzen, alle empfangenen und Kopien der abgesandten Handels- oder Geschäftsbriefe sowie Buchungsbelege zehn Jahre statt bisher sechs Jahre, alle übrigen - für die Besteuerung bedeutsamen - Unterlagen weiterhin sechs Jahre aufzubewahren. ... Die im Steueränderungsgesetz enthaltene Übergangsregelung sieht vor, daß das Gesetz erstmals auf alle Unterlagen anzuwenden ist, für die am 23. Dezember 1998 die Aufbewahrungsfrist noch nicht abgelaufen war. Dies bedeutet also, daß für alle Unterlagen, für die Ende 1998 die Aufbeahrungsfrist von sechs Jahren abgelaufen wäre, jetzt schon die Verlängerung auf zehn Jahre greift." FAZ 8.1.99 S. 19

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"Streit um das Geldwäschegesetz
Neue Wege will die Bankenaufsicht bei der Bekämpfung der Geldwäsche beschreiten. Die deutschen Kreditinstitute, besonders ihre Verbände, wehren sich gegen die geplante computergestützte Konto-Überwachung.
Als überzogen bezeichnete Stephan Steuer, Chefsyndikus und stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Maßnahmen, die das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen im Kampf gegen die Geldwäsche bei den deutschen Kreditinstituten einführen will ... . Nach seiner Darstellung sollen künftig die Banken nach den Überlegungen der Aufsichtsbehörde 'mit rasterfahndungsähnlichen Systemen Kundenprofile erstellen, mit denen jeder Bankkunde ständig darauf überprüft werden kann, ob sein Finanzgebahren nicht etwas mit Geldwäsche zu tun hat. ... Im Grunde weit wichtiger als die zweifelhafte Sinnfälligkeit von Datenüberprüfungen nach dem 'Rasenmäherprinzip' ist nach Auffassung Steuers die Frage, ob sich aus den gesetzlichen Grundlagen eine Pflicht für die Kreditwirtschaft zur Rasterung ableiten läßt. Diese Frage sei zu verneinen: Weder im Geldwäschegesetz noch im Bundesdatenschutzgesetz sei eine Rechtsgrundlage erkennbar, die den Eingriff in Kunden- und damit Bürgerrechte auch nur annähernd umschreibt. Im übrigen bestünden erhebliche verfassungsrechtliche Zweifel, ob eine solche gesetzliche Grundlage überhaupt geschaffen werden könnte." HB 8./9.1.99 S. 14

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